Das Problem wird aber sein, dass nur Wenige den Akku so behandeln können (20%-90%), dass dieser neben vielen anderen in die Lebensdauer einfließenden Bedingungen (Temperaturschwankungen, Vibrationen(!), Stromfluss,...) auch nur annähernd an diese Ladezyklen herankommt. Dazu kommt, dass für viele anwendungen ein Akku mit nur noch 50% oder weniger Kapazität in vielen Fällen dann schon nicht mehr lange genug durchhält und deswegen unbrauchbar wird (obwohl er ja noch 50% seiner ursprüglichen Kapazität hat und keine 0%). Darüber hinaus verschärft sich die Situation durch 20%-80%-Regel noch denn die bezieht sich ja auf den aktuellen Kapazitätswert und nicht auf den im Ursprungszustand...
Wie ist denn der normale "Usecase": Der Roller wird am Abend ans Ladegerät angeschlossen und bleibt da bis zum nächsten Morgen, da wird der Akku also rappelvoll sein. Dann wird am Tag gefahren, im Idealfall nicht bis unter 20% Akkuladung und am abend kommt die Kiste wieder ans Ladegerät, damit man am folgenden Tag nicht schieben muss... Also muss die Ladeelektronik des Ladegerätes in Verbindung mit dem Batteriemanagement des Akkus schon so viel Intelligenz besitzen, um von sich aus die 20%-80% Regel umzusetzen. Mehrere Gründe sprechen bei E-Scootern aber dagegen:
1. Marketing: hohe Akkukapazität/lange Reichweite ist wie die Pixelanzahl bei Digitalkameras ein primitives aber effektives Vermarktungsargument
2. Solche intelligenten Ladelösungen haben schon einen gewissen Entwicklungsaufwand zur Folge, genaue Kenntnisse der Zellenchemie vorausgesetzt usw. In den Rollerakkus werden aber Zellen von allen möglichen, vorzugsweise fernöstlichen Zulieferern verbaut, kein externer Hersteller/Akkubauer hat den Überblick, wie und in welchen Zeiträumen diese Zellenhersteller die Zusammensetzung ihrer Zellenchemie unter Gesichtpunkten der Produktions- und Materialkostenoptimierung verändern. Ganz nebenbei wird da kein Ladeelektronikhersteller von Außerhalb Einblick erhalten, um die eigene "Ladeintelligenz" an die spezifische Akkuchemie anzupassen.
3. Preisdruck bei den relativ billigen Rollern: Wenn ich mir vor Augen führe, dass der Akku meines Pedelec schon alleine teuerer ist, als viele Komplett-E-Roller, dann kann ich nachvollziehen, dass der Preisdruck bei der Entwicklung von e-scootern keine Reserven für wirklich intelligente und akkuschonende Ladetechnik zulässt.
4. Geplante Obsoleszenz: Ein nach 2,5 Jahren spürbar ermüdender Akku motiviert viele e-scooter-Kunden zum Kauf eines neuen und dann noch viel schöneren und besseren Scooters..., Bei Anschaffungskosten für einen kompletten Roller zw. 500 und 1000 Euro ist diese Schwelle sicher relativ geringer, als für 200-300 Euro einen neuen Akku in das dann schon relativ verschlissene und veraltete Gerät einzubauen...