Es hängt m.E. von der Situation ab. Ich geh mal aus, man fährt mit einem Roller, der e-KfV-Konform und entsprechend versichert ist (Kennzeichen draufgepappt), so dass es durch das Fahren mit dem Ding in der Öffentlichkeit im Geltungsbereich der StVO an sich keine gesetzlichen Probleme gibt.
(Extrem-)Situation 1: Mehrspurige Straße mit fließendem Berufs-/Durchgangsverkehr, Straßenbahnschienen kreuz und quer, keine separaten Radwege oder Fahraddspuren: In diesm Falle würde ich nie im Leben auf die Idee kommen, mich mit einem 20km/h-schnellen E-Scooter in das Blech-Getümmel auf der Straße zu stürzen, Hier überwiegt einfach der Überlebensinstinkt, Gesetze hin oder her. Wenn man unter die Räder kommt und Seine GEsundheit auf diese Weise aufs Spiel setzt, nützt es einem hinterher herzlich wenig, das man Gesetzestreu gehandelt hat und dafür aber im Krankenhaus liegt. In diesem Falle würde ich mit dem Roller selbstverständlich jederzeit(!)auf den Gehweg ausweichen, mich dort aber angemessen und rücksichtsvoll bewegen, notfalls bei zu viel Gedränge, Enge, Kinderwägen, Rollstuhlfahrer,... auch mal absteigen und ein Stück schieben.
Wenn die Polente aufkreuzt, würde ich das dem Herrn Wachtmeister genau so erklären und auch milde lächelnd meine 15-30 Euro blechen wenns nicht anders geht und weiterfahren mit dem Gewissen, für 15-30 Euro meine Gesundheit/mein Leben(!) geschont zu haben.
Situation 2: beliebige Straße in einem Wohngebiet, evtl. sogar verkehrsberuhigt(Temp 30), aber auch keine extra Radwege bzw. kombinierte Rad/Fußwege: Hier würde ich mit dem e-Scooter generell auf der Straße bleiben, erstens, weils natürlich so vorgeschrieben ist und hier die Einhaltung dieser Gesetze eben keine akute Gefahr für Leib und Leben darstellen. Außerdem ist es in diesen Situationen in Innenstädten oft auch so, dass die Gehwege oftmals schlechter gepflastert sind (Platten, Steine,...), als die Straße (Asphalt), im Frühjahr kommen oftmals Streugutreste(Split) dazu, Autos parken legal z.T. halb auf Gehwegen, Mülltonnen, Straßenlaternen und andere Hindernisse stehen rum, oftmals sind die nutzbaren Gehwege hier auch generell deutlich schmaler/eingeengter, es gibt unübersichtliche Hof-Ausfahrten udgl. mehr.
Hier ist es also durchaus in vielerlei Hinsicht vorteilhaft, mit dem e-Scooter auf der glatt asphaltierten und geräumten Fahrbahn zu bleiben, falls es doch mal Eng werden sollte, kann man leichter mit dem e-Scooter zwischen zwei parkende Autos schlüpfen und den Gegenverkehr/Überholer vorbeilassen, auf dem Gehweg müsste man dann immer Boardkante runter und wieder rauf usw...
Fazit: Gesetze im Straßenverkehr sind überall auf der Welt gut und schön und auch wichtig, aber der gesunde Menschenverstand bzw. der eigene Überlebensinstinkt sollte im Konfliktfall immer Vorrang erhalten. Das ist vielleicht etwas, was in unserem überregulierten Deutschland etwas schwerer fällt und auch entgegen einer gewissen deutschen Mentalität geht, aber der geistig gesunde Mensch sollte auch mal ohne gesetzliche "Leitplanken" durchaus in der Lage sein, sich so zu verhalten, dass er sich selbst und Andere nicht unnötig gefährdet, auch wenn nicht jeder Pups durch irgendwelche Paragraphen reguliert ist...